Der Voltaire-Förderpreis 2025
1. Der Preisträger Anselm Breuer
Anselm Breuer, 1980 geboren, ist Historiker (Mittlere und Neuere
Geschichte) und lebt in Mainz.
Er gründete 2006 das Ensemble Capella Moguntina. 2010 komponierte er die Maria
Ward-Messe. Bis 2014 vollendete Anselm Breuer über
einhundertfünfzig Kompositionen. 2022 rief er das Vokalensemble Canticum mit etwa 30 jungen Sängern
ins Leben, das sich auf barocke Vokalmusik konzentriert
(
www.canticum.blankmusic.org) und wurde überregional durch seine Vertonung des Voltaire-Librettos Samson bekannt.
Die Oper Samson wurde am 7.9.2024 in der Augustinerkirche, Mainz, unter seiner Leitung uraugeführt.
2. Tanis et Zélide - Projektbeschreibung
von Anselm Breuer (Auszug):
Voltaire verfasste das Opernlibretto „Tanis et Zélide“ im Jahre 1733,
zuerst veröffentlicht wurde es jedoch erst im Jahre 1784. Gegen den
Willen der Magierpriester von Memphis liebt die Pharaonentochter Zélide
den Hirten Tanis, der sich sehr viel später als Sohn von Isis und
Osiris zu erkennen gibt. Sein Nebenbuhler, der Krieger Phanor,
verspricht den Magiern, die Zélides Vater, den Pharao, getötet haben,
Zélide zu entführen und in ihre Gewalt zu bringen, wenn er sie danach
zur Frau nehmen kann. Die Magier täuschen ihn, sie wollen Zélide als
Letzte des Königsgeschlechtes opfern und selbst die Macht über Memphis
ausüben. Mit Hilfe der Götter Isis und Osiris gelingt es Tanis, die
Magier und Phanor zu besiegen und zusammen mit Zélide als Könige von
Ägypten zu herrschen. Voltaire bezog sich bei dieser Geschichte auf eine
Notiz des griechischen Historikers Strabon, der schrieb, dass der
Isis- und Osiriskult in Ägypten seinen Ursprung in der Herrschaft der
Hirtenkönige gehabt hätte, wie er im Vorwort zum Libretto ausführt.
Für die Entstehungzeit des Librettos im beginnenden Rokoko war
sowohl die Hirten- und Schäfermotivik als auch die Beschäftigung mit
Isis und Osiris (hier als „Schutzgottheiten“ der Aufklärung im Kampf
gegen die „okkulten“ Kräfte der (Priester-)Magier (als unverhohlener
Angriff auf den zeitgenössischen katholischen Klerus) sehr innovativ
und modern. Als das Libretto im Druck erschien, war der Höhepunkt dieser
künstlerischen Auseinandersetzung im Rokoko bereits wieder
überschritten. Dabei hatte Voltaire in seinem Titelzusatz „ Tragédie
pour être mise en musique“ eine Vertonung sicher explizit gewünscht. Es
bleibt in der Tat fraglich, warum keine zeitgenössischen Komponisten
den Text noch einmal vertont haben - vor allem, weil etwa fünfzehn
Jahre nach Erscheinen des Librettos die Ägyptenmode in Frankreich durch
Napoleons Feldzüge wieder eine breitere künstlerische Bewegung
innerhalb des Empire auslöste und eine Neuvertonung nahe zu Voltaires
Lebzeiten begünstigt hätte.
Nach der überaus erfolgreichen und
international beachteten Uraufführung der Neuvertonung des Librettos
„Samson“ von Voltaire im Jahr 2024 in Mainz möchte ich mit „Tanis et
Zélide“ einen weiteren, bisher nicht in Musik gesetzten Text von
Voltaire seiner Bestimmung zuführen und als Oper öffentlich aufführen.
Der Text Voltaires vereint zahlreiche verschiedene Versmodelle, die
eine reichhaltige musikalische Auseinandersetzung begünstigen. Zudem
gehört er durch seinen Autor bereits zur Weltliteratur. Voltaire hat mit
seinem Text wiederum die Werte der Aufklärung und eine dichterische
Huldigung an die alle Widernisse überwindende Liebe zweier Menschen
in schönster französischer Sprache verewigt.
Da die Aufführung
einer französischen barocken Oper ein finanziell außerordentlich
umfangreiches Projekt darstellt, wäre zunächst die Fertigstellung der
Komposition im Jahr 2025 und die Aufführung einiger Auszüge als
Vorstellung zur Bewerbung einer Gesamturaufführung im Rahmen eines
Sponsorings oder Fundraisings die möglichen Ziele, die mit Hilfe des
Voltaire-Förderpreises möglich gemacht werden könnten. Im Rahmen der
Komposition erfolgt auch eine wortgetreue Übersetzung des Librettos in
die deutsche Sprache, die öffentlich zugänglich gemacht werden wird.
Zur Realisierung des Projekts wurde unterdessen eine crowdfunding -
Initiative gestartet:
Tanis et Zélide“ -
Crowdfunding Teil 1
3. Die Preisverleihung

Am 7.6.2025 überreichte Rainer Bauer, der Vorstandsvorsitzende der Voltaire-Stiftung,
im Rahmen einer öffentlichen Werkvorstellung in Mainz dem Preisträger
Anselm Breuer die Förderpreis-Urkunde und trug dabei auch die Begründung der
Preisverleihung vor:
Vorstandsbeschluss der Voltaire-Stiftung (Begründung):
Besonders förderungswürdig erscheint dem Vorstand, dass Herr Breuer mit
seiner Komposition in barocker Manier zeigt, wie das Werk , hätte
Voltaire vermocht, es durch René de Brassac vertonen und aufführen zu
lassen, wohl ausgesehen haben könnte.
Voltaire sagte von Brassac im Jahr 1733: «Le chevalier
de Brassac non seulement a le talent très rare de faire la musique d’un
opéra, mais il a le courage de le faire jouer».
[Herr Ritter von Brassac besitzt nicht nur das sehr
seltene Talent die Musik für eine Oper zu gestalten, sondern hat auch
den Mut, sie aufführen zu lassen.]
Brassac hatte jedenfalls nicht
soviel Mut, dass er Voltaires Tanis et Zélide vertont und
aufgeführt hätte und es fand sich auch kein Nachfolger. Bis sich 2025
dieser Aufgabe Herr Anselm Breuer annahm. Er erfüllte damit ein Stück
der Aufklärung mit Leben, das uns im 21. Jahrhundert wie ein Gruß aus
besseren Zeiten erscheint, indem das friedliebende Volk gegen eine
bösartige und unterdrückerische Obrigkeit triumphiert.
4. Die Reaktionen in der Öffentlichkeit
o
Ankündigung der Werksvorstellung und Preisverleihung auf dem Portal
blancmusic:
am 7.6.2025
o Musik: Über Standesgrenzen hinweg
(Junge Welt am 13.6.2025)